Ort

Isonzo

 
 

Am Isonzo, einem Fluss im slowenisch-italienischen Voralpenland, finden Kriegstouristen noch heute unzählige Überbleibsel des Ersten Weltkrieges. Denn hier hat zwischen 1915 und 1917 eine erbitterte Auseinandersetzung zwischen Österreich-Ungarn und Italien getobt.

Ab Juni 1915 versuchen italienische Truppen immer wieder, an die Adria und nach Triest durchzubrechen, was die österreichischen Truppen verhindern wollen, gestützt auch auf deutsche Gebirgsjäger. Insgesamt gibt es zwischen 1915 und 1917 zwölf verschiedene Isonzo-Schlachten, die mit einem Fiasko für die italienischen Truppen enden.

Österreichische Truppen klettern eine Felswand im Isonzo-Gebiet hoch
Österreichische Truppen klettern eine Felswand im Isonzo-Gebiet hoch, 1915.
© picture alliance/Everett Collection

Seit Kriegsbeginn mit Österreich-Ungarn im Mai 1915 – mit Deutschland ist Italien zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Krieg – wollen die Italiener unbedingt über den Isonzo in österreichisches Kernland vordringen. Die Österreicher haben dort im slowenischen Karstgebiet aber uneinnehmbare Maschinengewehrstellungen errichtet, die kaum zu überwinden sind: Ein einzelnes Maschinen-gewehr kann eine ganze gegnerische Kompanie vernichten.

Österreichische Truppen auf einem Berggipfel am Isonzo
Österreichische Beobachter am Monte Sabotino
© picture alliance/APA/picturedesk.com

Ein Angriff folgt auf den anderen, immer wieder werden tausende Soldaten an diesen engen Frontabschnitt gebracht und sterben in dem unwirtlichen Gelände. Sogar der hochalpine Winter ist kein Hindernis. Bis heute ist es schwer vorstellbar, wie die Soldaten damals schwerstes Gerät, vor allem Geschütze, in Eis und Schnee auch auf Gebirgsvorsprünge schieben, ziehen oder mit Kränen hochhieven. Keiner will nachgeben, jeder will dem Gegner zeigen, dass er das größere Durchhaltevermögen hat. Taktik und Strategie spielen kaum eine Rolle. Die Italiener verzeichnen zwar einen großen Erfolg, als sie in der sechsten Schlacht im Juni 1916 endlich die Stadt Görz einnehmen, aber den Erfolg vermögen sie nicht weiter auszunutzen. Im Herbst setzt wieder der Abnutzungskrieg ein.

Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Karl von Österreich-Ungarn (rechts) oberhalb der Stadt Görz
Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Karl von Österreich-Ungarn (rechts) oberhalb der Stadt Görz
© Kulturhistorisches Museum Rostock

Bis Ende 1916 haben hier auf beiden Seiten tausende Soldaten ihr Leben gelassen. Doch das ist erst der Anfang, denn Stolz und Siegeswille führen dazu, dass die jüngst entwickelte, schwerste Geschützmaschinerie bedingungslos eingesetzt wird. 1917 mobilisieren die Italiener 65 Infanterie-Divisionen für diesen Gebirgskrieg. Das sind mehr als 500.000 Mann. Die Verluste sind enorm. Nach der nunmehr zehnten Isonzo-Schlacht im Mai 1917 sind annähernd 200.000 Soldaten verblutet, erfroren oder schwer verwundet: 112.000 Italiener und 75.000 Österreicher.

Zwei ausgeblutete Armeen


Im Herbst 1917 schließlich droht den Österreichern ein Durchbruch der Italiener, den sie aber durch den massiven Einsatz deutscher Truppen verhindern. Der darauf folgenden Offensive der vereinten Mittelmächte hat Italien aber nun selber nichts mehr entgegenzusetzen, weshalb die zwölfte Isonzo-Schlacht zwischen dem 24. Oktober und 9. November, in Italien "Caporetto" genannt, zur Niederlage Italiens und zum Rückzug hinter die Paive führt. Damit ist das absurde Schlachten am Isonzo beendet. Es lässt zwei Nationen zurück, die keine Kraft für weitere Angriffe haben. Vor allem Italien ist ausgeblutet: mehr als 300.000 Mann betragen die Verluste nach der letzten Schlacht, davon 10.000 Tote, 30.000 Verwundete und 265.000 Gefangene. Österreich-Ungarns Verluste belaufen sich auf 70.000 Mann. Nur mit Hilfe der Alliierten gelingt es den Italienern, die neue Front bis Kriegsende zu halten.