26.03.1918

Angst vor der Niederlage

 
 
Eine Straße in Amiens während der Bombardierung durch deutsche Truppen, April 1918
Eine Straße in Amiens während der Bombardierung durch deutsche Truppen, April 1918
 
 

Im März 1918 starten die deutschen Truppen eine Großoffensive an der Westfront – mit überraschendem Erfolg. Wo seit Jahren ergebnislos um jeden Zentimeter Boden gekämpft worden ist, brechen die Deutschen plötzlich durch die Front. Sie gewinnen Gelände in einer Tiefe von mehr als sechzig Kilometern. Das britische Heer muss sich zurückziehen – und befürchtet allmählich, den Krieg zu verlieren. Auch Amiens, ein strategisch wichtiger Etappenort, ist bedroht.

Wilde Gerüchte sind in Amiens allgegenwärtig, dass der Feind von Albert her vorrückt, um Amiens abzuschneiden. Ich werde losgeschickt, um zu sehen, wo der Feind steht. (…) Finde einen guten Beobachtungspunkt hinter einem Baum, eine Meile westlich von Albert. (…) Grüppchen unserer Männer, die abgelöst wurden oder den Befehl zum Rückzug erhielten, bewegen sich langsam von Albert weg, wobei sie sich von der Straße fernhalten. Dennoch werden sie vom Feind unter Beschuss genommen, ein Geschoss tötet drei von ihnen, die meisten verfehlen aber ihr Ziel. Ein australischer Soldat kommt direkt über die Straße von Albert, zeigt mir den Kopf einer Champagnerflasche in seiner Tasche (zweifellos in Albert geplündert) und fragt mich nach einem Korkenzieher. Ich sage ihm, er solle zur Hölle gehen. (…) Den ganzen Abend über gibt es in Amiens neue Gerüchte über einen raschen Vormarsch. Der Bürgermeister erlässt eine Proklamation, dass der "Feind vor den Toren" steht, und rät den Bürgern zur Flucht. Die meisten tun es, und bei Einbruch der Dunkelheit sind die Straßen fast menschenleer.