02.01.1916

Humanitäre Hilfe versandet

 
 
Die Stadt Tiflis in Georgien, circa 1900
Die Stadt Tiflis in Georgien, circa 1900
 
 

Mit zunehmender Dauer des Aufenthalts festigt sich in Sarah Macnaughtan die Überzeugung, dass das Versanden der humanitären Hilfe kein Zufall ist. Sie ist schon seit Monaten in Russland – und hat sich kaum nützlich machen können. Die Leitung des Roten Kreuzes in Russland befindet sich in der Patronage einer adligen Schicht, die aus der materiellen Unterstützung durch die verbündeten Westmächte offensichtlich ganz eigene Vorteile zieht.

Ich kenne ein Krankenhaus in Russland, das England vermutlich um die 100.000 Pfund kostet. Das Personal aus Krankenschwestern, Ärzten usw. wird von dort vollständig bezahlt. Auch die Auslagen des Personals werden übernommen. Es ist in guten Hotels untergebracht, bekommt Spesen für "Unterhaltung" – um Freunde auszuhalten. Dabei wird die Information zurückgehalten, dass das Krankenhaus gar nicht arbeitet. Das Personal ist schon vor Wochen angekommen, aber nicht die Einrichtung. (...)
Es gibt einen Fonds zur Unterstützung der Polen, der von der Prinzessin geleitet wird. Den Krankenwagen, welchen der Fonds besitzt, benutzt die Prinzessin, um sich Nacht für Nacht ins Theater fahren zu lassen.
Eine beträchtliche Geldsumme ist zugunsten der Armenier aufgebracht worden. Wer weiß, welche Mühe dies den Geldgebern bereitet hat? Doch die Verteilung dieser großen Zuwendung scheint auf völlig willkürliche Weise zu erfolgen.