11.04.1915

Zwiesprache

 
 

“Morgen vor einem halben Jahr sah ich Dich zum letzten Mal.“

 
 

Noch Monate nach Peters Tod ist für Käthe Kollwitz die Präsenz ihres gefallenen Sohnes greifbar. Die Zeit scheint still zu stehen, auch deshalb rechnet sie immer wieder die Tage und Wochen im Kalender. Die Trauer ist allgegenwärtig.

Heut vor einem halben Jahr sah Karl Dich zum letzten Mal und morgen vor einem halben Jahr sah ich Dich zum letzten Mal. Du sagtest: "Ich komm wieder."
Ich habe das welke Laub von Deinem Bett genommen und ein Tuch über Deine Sachen gelegt. Auf dem weißen Laken liegen nun etwas Maien. (...) Neben Deinem Bett stehn Veilchen und junges Gesträuch, das schlägt jetzt aus.
Es ist Frühling, mein Kind.