09.11.1918
Revolution in Berlin
Sonnabend, 9. November 1918. Mittags nach ein Uhr kam ich durch den Tiergarten zum Brandenburger Tor, wo gerade die Flugblätter mit der Abdankung verteilt waren. Aus dem Tor zog ein Demonstrationszug. Ich trat mit ein. Ein alter Invalide trat an den Zug und rief "Ebert Reichskanzler!- weitersagen!" Vor dem Reichstag Ansammlung. Von einem Fenster herab rief Scheidemann die Republik aus. (…)
Dann nach den Linden zurück. Das Lastauto gedrängt voll mit Matrosen und Soldaten. Rote Fahnen. Hinter dem Brandenburger Tor sah ich, wie die Wache abtrat. Dann in den Schwarm bis zur Wilhelmstraße und dann noch ein Stück mit.
Soldaten sah ich, die ihre Kokarden abrissen und lachend auf die Erde warfen. So ist es nun wirklich. Man erlebt es und fasst es gar nicht recht. Immer muss ich an den Peter denken. Ich glaube, wenn er lebte, würde er mittun. Auch er würde seine Kokarde abreißen. Aber er lebt nicht und als ich ihn zuletzt sah, und er am Schönsten aussah, hatte er die Mütze mit der Kokarde auf und sein Gesicht leuchtete. Ich kann ihn mir nicht anders denken.