28.08.1916
Apokalypse
Das Landschaftsbild ist dem, der es gesehen hat, unvergesslich. Diese Gegend hatte doch vor kurzem noch Wiesen und Wälder und Kornfelder. Nichts mehr zu sehen aber auch gar nichts. Buchstäblich kein Grashalm, nicht ein winziges Hälmchen. Jeder Millimeter des Bodens umgewühlt und wieder umgewühlt, die Bäume ausgerissen, zerfetzt und zu Mulm zermahlen. Die Häuser niedergeschossen, die Steine zu Pulver zerstaubt. Die Schienen der Eisenbahn zu Spiralen gedreht, Berge abgetragen, kurz alles zur Wüste gemacht.
Und alles voll Toter, die hundertmal wieder umgedreht und von neuem zerrissen werden. Ganze Schützenlinien liegen vor den Stellungen, unser Hohlweg gefüllt mit Toten, die schichtenweise übereinander liegen. Keine drei Spatenstiche können wir vorn machen, ohne auf einen Körperteil zu stoßen.
Rechts und links der Anmarschstraßen Tote. Sie sind gefallen, vielleicht sogar verwundet, die Kameraden sind in Todesaufregung weiter gelaufen. Die Toten sind an den Anmarschwegen ordentlich ein Richtzeichen, ob man den richtigen Weg noch hat.