25.04.1915

Die erste Verwundung

 
 
Gefallene Soldaten in einem Waldstück bei Les Eparges, Frühjahr 1915
Gefallene Soldaten in einem Waldstück bei Les Eparges, Frühjahr 1915
 
 

Jünger erlebt bei Les Eparges in der Nähe von Verdun seine erste Schlacht. Den Ort und den gleichnamigen Hügel haben die Deutschen im September 1914 eingenommen. Seither versuchen die Franzosen mit allen Mitteln, die Anhöhe zurückzuerobern.

Nun kam es wie ein Unwetter. Nach jedem Krach prasselten die Zweige zur Erde (…) Wir liefen zurück mit dem unangenehmen Gefühl, sofort einen in den Rücken zu kriegen. Ich stand wieder mit Kaluppa zusammen hinter einer anderen  mächtigen Buche. Nachdem noch ein paar Granaten in unsrer Nähe geplatzt waren, bekam ich einen Schlag, der mich hinschmiss. "Sind Sie verwundet?" "Ich glaube, ich weiß nicht" "Ach was, das war nur Dreck! Aber nee, da kommt ja schon das Blut! Nun man zurück!" Dass nun der Luftdruck der Granaten mir fortwährend in Mund und Nase gezischt war, hatte mich etwas konfus gemacht. Ich sah wohl das Blut aus meinem Oberschenkel fließen, wollte aber nicht hinter meiner Buche fort. Endlich ließ ich mich überreden, schmiss meinen Tornister in den Dreck, nahm mein Gewehr als Stock und machte mich so schnell wie möglich auf den Graben zu. Je näher ich ihm kam desto größer wurde die Zahl der Verwundeten, die ihm zuströmten. Der Graben selbst war überfüllt von Verwundeten und Sterbenden. Einer hatte ein nach innen gebogenes Dreieck am Hinterkopfe, stieß fortwährend den Schmerzlaut Üüh Ühühü! aus. Ein anderer hatte einen furchtbaren Riss auf dem Rücken. Ich ging sofort aus dem Graben, weil es furchtbar langsam ging und lief neben her. Kurz vor dem Verbandplatz wurde mir übel, ich legte mich hin und schnallte ab, nur das Fernrohr band ich mir um den Hals.