04.09.1916

Die Vernichtung der Kompanie

 
 

“Ich scheine wieder einen Bärendusel gehabt zu haben.“

 
 

Am 1. September ist Ernst Jünger zum zweiten Mal in diesem Krieg verwundet worden: Eine Schrapnellkugel hat ihn in den Unterschenkel getroffen. Im Lazarett erfährt er vom britischen Sieg in der "Schlacht um Guillemont" sowie vom Schicksal seiner Kompanie, die fast vollständig aufgerieben worden ist.

Ich scheine wieder einen Bärendusel gehabt zu haben, denn kaum war unser Bataillon in Stellung, als englisches Trommelfeuer einsetzte. Nach zehnstündiger Vorbereitung griffen die Engländer an, nahmen Guillemont und drangen sogar bis an den Rand des Leucewaldes vor. Wir setzten zum Gegenstoße an, die Kompanien buddelten sich jedoch bei Beginn der Dämmerung auf freiem Felde ein, wo sie schon im Zwielicht starkes Feuer erhielten. Aus dieser Schießerei kamen die drei verwundeten Offiziere.
Sie sagten, dass mein Bat [Bataillon] vernichtet oder gefangen sein müsste, denn keine Leuchtkugel wäre von hinten zu sehen gewesen, jede Verbindung, auch die zum K.T.K. [Kampftruppen-Kommandeur] wäre abgeschnitten gewesen. Wenn ich an den Verlust so manches guten Kameraden denke, wird mir doch etwas wehmütig. Wie durch ein Wunder hat mich dieser Zufallstreffer solchem Schicksal entrissen und doch, so seltsam es klingen mag, hätte ich doch gern das Los der Kameraden geteilt und auch über mich den eisernen Würfel des Krieges rollen lassen.
Ich habe nun schon viel erlebt in diesem größten Kriege, doch das Ziel meiner Kriegserlebnisse, den Ansturm und den Zusammenprall der Infanterie, ist mir bis jetzt noch nicht vergönnt gewesen. Den Feind aufs Korn nehmen, ihm gegenüberstehen Mann gegen Mann, das ist etwas anderes als dieser ewige Artilleriekrieg. Darum die Wunde heilen lassen und dann wieder hinaus, noch haben meine Nerven nicht genug!