12.12.1916
Hungernde Armenier in Jerewan
Wenn wir durch die Straßen gingen, griffen uns Scharen verzweifelter Kinder an. Sie waren fast nackt, mit fürchterlich aufgetriebenen Bäuchen. Ihre Beine waren so dünn, dass man nicht begriff, wie sie darauf stehen konnten, ihre Rippen wollten durch die angespannte Haut platzen. Sie klammerten sich an unsere Beine und stießen uns ihre schrecklichen kleinen Klauen in die Taschen, während sie um eine Brotrinde bettelten. Ihr Geschrei klang wie das Zwitschern kleiner Vögel, so heiser hatte sie der Hunger gemacht. (…)
Jerewan besaß einen öffentlichen Backofen, eine große viereckige Grube mit Zementboden. Jetzt war sie leer und ohne Feuer. Trotzdem versammelten sich hier täglich die Frauen – als warteten sie auf ein Wunder. Es gab keinen unheimlicheren Anblick als diese zerlumpten Geschöpfe, zumal die Mütter mit den Säuglingen an den langen Brüsten.