Juli 1918

Abschied von Moskau

 
 
Menschenschlangen in einer Moskauer Straße während des Bürgerkrieges
Menschenschlangen in einer Moskauer Straße während des Bürgerkrieges
 
 

Im Sommer 1918 ist das Friedensversprechen der Bolschewiki Makulatur. Es herrscht offener Bürgerkrieg zwischen Rot- und Weißgardisten. Im Juli 1918 wird in Jekaterinburg die Zarenfamilie ermordet. Überall im Land ist Chaos ausgebrochen. Das Moskauer Lazarett, in dem sich Marina Yurlova befindet, soll ins südrussische Kasan ausgelagert werden. Zum ersten Mal seit Monaten kann das 18-jährige Mädchen das Krankenhaus verlassen.

Große öffentliche Gebäude boten ihre verkohlten Skelette dar, trostlose Zeugen der zerbrochenen Ordnung. Banner mit der Aufschrift "Heil den Arbeitern und Soldaten!" und rote Fahnen bauschten sich im Morgenwind. Die Straßen waren verödet, aber jeder dunkle Hauseingang war von spukhaften, ausgemergelten Gestalten belebt, die sich in den Schatten zurückzogen, sobald wir näherkamen. Ein paarmal machte ein Haufen zerlumpter Soldaten Miene, uns anzuhalten, ein paarmal mussten wir einen Bogen machen um die Leichen, die quer über dem Bürgersteig lagen. Im Bahnhof hatte offenbar ein Gefecht stattgefunden, denn die ganze Halle lag voller Leichen, denen man alle Kleider geraubt hatte.