Januar 1915

Ein polnisches Regiment

 
 
Rede des österreichischen Befehlshabers Conrad von Hötzendorf aus dem Jahr 1915 zum Zusammenhalt der verschiedenen Völker in der Armee Österreich-Ungarns
 
 

Das Habsburger Reich ist ein Vielvölkerstaat, der bei Kriegsbeginn nur noch äußerlich durch Kaiser Franz Joseph zusammengehalten wird. Die ethnische Vielfalt spiegelt sich auch in der Armee wider. Kassers Regiment ist das "k.u.k. Galizische Infanterie Regiment Wilhelm Ernst Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Herzog zu Sachsen Nr. 80". Es besteht zu 25 Prozent aus Polen, zu 68 Prozent aus Ruthenen, wie die Ukrainer damals genannt werden. Mit seiner deutschen Muttersprache gehört Kasser zu der nicht näher aufgeschlüsselten Minderheit von sieben Prozent.

Morgens, um sieben Uhr gab es schon die Vergatterung der Rekruten. Und nun ging das richtige Soldatenleben an. Anfangs rückten wir mit unserem Gewand aus, dann bekamen wir eine Montur. Sie war ganz durchlöchert, dass wir uns in unserer Flickkunst üben konnten. Die Abrichtung war auch nicht angenehm, da man mit den Gedanken immer wo anders war. Drei Wochen gingen so dahin. Dann kam der Befehl. 700 Mann mussten zum gerlitzischen [gemeint ist: galizischen] Infanterieregiment Nr. 80 nach Knittelfeld in die Steiermark. Auch mich traf es und mussten anderen Tages gleich fort. Es war mir nicht leicht, dass ich von einem deutschen zu einem polnischen Regiment musste.