27.05.1915

Erntezeit

 
 
Französische Frauen bei der Heuernte
Französische Frauen bei der Heuernte
 
 

Die kleine Landwirtschaft stellt Marie auf eine harte Probe. Seit Anfang des Jahres wird der Dünger immer teurer. Um sich ihn leisten zu können, verkauft Marie das Getreide lieber auf dem freien Markt, anstatt es für weniger Geld an die Armee abzugeben. Marie ist körperlich erschöpft. Sie kümmert sich nicht nur um den eigenen Hof, sondern hilft auch noch bei ihren Eltern und Schwiegereltern aus. Landarbeiter gibt es kaum noch. Die meisten verdienen lieber mehr Geld in den Munitionsfabriken in Bergerac. Alle hoffen auf ein baldiges Ende des Krieges.

Glaubst Du, jetzt, wo auch Italien mobilisiert hat, wird es zu einem schnellen Ende des Krieges kommen? Alles ist so schwierig, wir haben so viel Arbeit. Mutter ist fast ständig [auf dem Feld] in Coutancie, Vater auch. Ich glaube, Du verstehst, was ich meine... Aber wir können eh nur das Nötigste machen. Momentan sind wir mitten in der Heuernte. Der Weizen ist jetzt wunderschön mit langen Halmen. Ich denke, dass wir viel Futter und Getreide dieses Jahr verlieren werden. Denk nur an die ganzen kleinen Höfe, die von einer einzigen Frau und ihren Kindern bewirtschaftet werden. Wie traurig das Land ist. Wann werden wir nur lernen, diese fürchterlichen Dinge zu beenden. Bis dahin, empfange die süßesten Küsse und sanften Liebkosungen von der Einen, die Dich für immer lieben wird.