25.12.1918

Eine Hass-Mission

 
 
C.E. Montague (links) an seinem Schreibtisch, 1918
C.E. Montague (links) an seinem Schreibtisch, 1918
 
 

Nach dem Waffenstillstand begleitet C.E. Montague die britischen Besatzungstruppen ins Rheinland – und empört sich über das Verhalten seiner Landsleute gegenüber dem geschlagenen Feind. Ward Price von der "Daily Mail" ist einer der Reporter, die während des Krieges aus sicherer Entfernung berichtet haben. Den angereisten Starreporter soll Montague jetzt betreuen.

Die Gewehre waren kaum verstummt, als aus dem Hinterland all die Mutigen hervorkamen. Während der gesamten vier Jahre hatten sie Drohungen und Beschimpfungen ausgestoßen, manche hatten sich vom Dienst an der Waffe entschuldigen lassen mit dem Einwand, dass Schimpfen eine unverzichtbare nationale Aufgabe sei. Wir waren noch nicht lange in Köln, als in großer Hast ein junger Mann von der Journaille aus London ankam. Sein Zug brachte ihn glücklicherweise gerade rechtzeitig zum Mittagessen. Das aß er und trank ganz gefällig, nur jammernd, dass der Wein nicht besser war. Dann schlief er auf seinem Bett bis zur Teezeit. Wiederbelebt durch den Tee sagte er heiter: "Naja, dann muss ich mich mal wieder um meine Hass-Mission kümmern." Daraufhin zog er sich in sein Zimmer zurück, um einen lebhaften Bericht über den Wohlstand und Luxus von Köln zu schreiben, die kugelrunden Bäuche der Arbeiterklasse, die gepflegten und rosigen Kinder der Armen. Ich las es zwei Tage später in seiner Zeitung. Unsere Männer, die geholfen hatten, Deutschland niederzuringen, hatten selbst kaum etwas zu essen zu diesem Zeitpunkt, da sie die Kinder in den Häusern durchfütterten, in denen sie selbst untergebracht waren. Doch was die Soldaten sagten, war kein Beweis.