14.08.1915

Keiner hilft

 
 
Französische Frauen bei der Arbeit in der Landwirtschaft
Französische Frauen bei der Arbeit in der Landwirtschaft
 
 

Es bleibt ein schwieriger Sommer – in manchen Regionen herrscht regelrechte Lebensmittelknappheit. Das Vieh wird zum Teil requiriert, einige Kühe sind trächtig, andere deutlich abgemagert, weil das Futter knapp ist. Marie erzielt beim Verkauf eines Kalbes einen guten Preis, doch die Ernte ist enttäuschend: Statt 40 Säcke Weizen kann sie gerade einmal 28 ernten. Auf eine Frage Pauls nach dem Zusammenhalt im Dorf antwortet Marie:

Ach, was soll ich zum Zusammenhalt sagen. Es ist wie immer... Der Krieg ändert nichts und niemand hilft einander mehr. Wenn ein armer Tropf einen Schaden hat, lachen die anderen hinter seinem Rücken. Lass uns nicht mehr darüber reden, es ist so beschämend. Wir haben ja am gleichen Tag die Ernte eingebracht wie meine Schwester. Sie hatte 22 Männer und 10 Frauen als Helfer. Du siehst, sie hatte viele. Am nächsten Tag ging ich nach Coutancie, um Nadals Frau zu helfen, sie hatte fünf Männer und 21 Frauen. Frag’ mich nicht, wie das sein kann. Und wir hatten 19 Männer und 9 Frauen. Um überhaupt Männer zu bekommen, muss man lange suchen.