08.10.1915

Zweifel und Gewissensbisse

 
 

“Nein, ich will nicht, ich kann nicht. Doch was, wenn ich den Befehl verweigere?“

 
 

Sechs Tage dauert sein erster Einsatz. Zweifel begleiten ihn in diesen Tagen und Nächten: das planlose Schießen in die nächtliche Dunkelheit hinein, die kolossale Verschwendung von Munition. Ein ums andere Mal bekommt er zu hören, wie unvorbereitet Italien auf diesen Krieg gewesen sei, dass es an allem fehle – angefangen bei Geld und Nahrung bis hin zu Kanonen und Munition. Doch am meisten belastet es ihn, dass er dabei ist, andere Menschen umzubringen.

Nein, ich will nicht, ich kann nicht. Doch was, wenn ich den Befehl verweigere? Ich bin hier aus freien Stücken; ich habe es so gewollt. Und ich werde mich jetzt nicht weigern, anzugreifen, wenn es so weit ist. (...) Ich werde meinen Mann stehen, aber ich werde nicht töten. Nicht jetzt, überhaupt niemals. Und vielleicht wird irgendeine höhere Macht meine Haltung anerkennen und mich von allem Bösen verschonen?